Don Quixote Don Quixote - der Ritter von der traurigen Gestalt. Wie werde ich heute wohl ausschauen, wenn ich diese Route an der Marmolata Südwand klettere? Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als wir um 4 Uhr morgens, unser Frühstück in der Pension am Sellapass im Keller einnahmen. Das Frühstückszimmer war versperrt und wir wurden in den Keller verbannt. Danach fuhren wir bis zum Ende der Fahrstraße, schulterten unsere Rucksäcke und aufwärts ging's bis zum Einstieg. Etliche Seilschaften waren schon vor uns. Aber das macht nichts. Flott ging es die ersten Seillängen bergan und bei der ersten Platte überholten wir schon die ersten, danach wurde es happig. Der Kamin folgte und ein Wechsel zwischen spreizen, stemmen, Schnaufen und Klemmen folgte. Aber auch diese anstrengenden Stellen wurden überwunden und bald waren wir auf dem Schuttband. Nur eine kurze Rast gönnten wir uns, denn die Wolken zogen sich immer mehr zusammen. Noch ein paar leichtere Seillängen und dann kam die Schlüsselstelle. Robert meisterte sie locker, ich beschloss, die vorhandenen Sicherungen zwecks schnellerem Vorwärtskommen zu benützen. Aber es half nichts, in der Schluchtwand fing es an zu graupeln. Die Griffe waren schmal, die Finger waren kalt. Auch danach gab es nichts zu lachen. Weiter ging es schwierig über Platten, dann in eine Rinne und zuletzt zum Ausstieg. In der Abenddämmerung schnell noch ein Gipfelbild und dann abseilen zum Gletscher an der Nordseite. Dort hatten wir Telefonkontakt mit Freunden, die am Sellapaß klettern waren, sie wollten uns beim Fedajapass abholen. Also, bergab über die Schipiste. Es wurde nebelig, die Spur verschwand und wir konnten uns nur an den Liftmasten orientieren. Immer abwärts entlang den Liftmasten und schließlich, der Wirt wollte schon schließen, erreichten wir die Hütte, wo wir bei großem Hallo den ersten Grappa tranken. Dann holten wir noch das Auto und versuchten in der Nacht noch einige Bissen zum Essen zu bekommen. Als wir uns schließlich zum Schlafen legten, war es 2 Uhr nachts. 22 Stunden ohne Schlaf - aber ein unvergessliches Erlebnis.